Wer dem richtigen Wanderweg auf dem Südtiroler Berg Ritten folgt, hört es gurren und scharren. Und alsbald kommen sie in Sicht: Die 8000 Hennen des Buchhütter Hofs. Auf ihrem abschüssigen großen Außengelände picken, sitzen und rennen sie umher. Dabei blicken sie – wenn sie denn so weit schauen können – auf die umliegenden grünen Berge und Täler. Ein Ausblick, um das sie so mancher Hotelbesitzer beneiden dürfte. Das braune Federkleid der Tiere scheint so voll wie ihr Magen.
„Der Wanderer, der hier vorbei kommt, soll sagen: Morgen früh möchte ich ein Ei von dieser Henne im Hotel zum Frühstück essen“, das hat sich Thomas Messner zum Ziel gesetzt. Der Mann mit dem rötlichen Bart und den zupackenden Händen weiß, was er will. Er hat den Schalk im Nacken und das Geschäft im Blick. Der Hof gehört ihm und seiner Familie.
Messners Eltern hielten hier Milchkühe. Hinzu kamen ein paar Legehennen, die nicht viel mehr als den Eigenbedarf abdeckten und eine Hand voll Kunden versorgten. Doch Messner und seine Geschwister wollten mehr. „So bin ich vom Typ her“, erklärt der 42-Jährige. „Ich habe nicht gerne nur ein Eisen im Feuer.“
Und so behielt die nächste Generation nicht nur die Kühe, sondern legte sich zudem stattliche Stallungen für Legehennen zu. Und zur Freude noch ein paar Waldschweine. Vier Schafe dienen als natürliche Rasenmäher und wohnen direkt mit den Hühnern zusammen. Tagsüber wird der Hof beschallt: Aus den zahlreichen Außenlautsprechnern singen Abba, Rea Garvey und Alanis Morissette.
Trotzdem gibt es hier nicht nur Party, sondern vor allem viel Arbeit. Jeder Morgen beginnt für Messner um 4.30 Uhr, dann fährt er los, seine erste Runde Eier – oder wie sie hier genannt werden „Gockele“ – ausliefern. Am Nachmittag fährt er die zweite Runde. An sechs Tagen die Woche ist er je fünf Stunden unterwegs, sagt er. Hinzu komme das Eiersortieren und das versorgen der anderen Tiere. Die Arbeit teilt sich die Familie zu viert.
Die meisten der Kunden sind Gastronomen. Der Landwirt sagt: „Wir haben einige vier Sterne-Hotels in der Gegend.“ Aber er beliefert auch Läden, schließlich müsse das Geschäft auch nach der Saison weiterlaufen.
Als Messner und seine Geschwister vor 18 Jahren mit der Eierproduktion begannen, waren sie noch die Exoten in Südtirol, eine Region, die eher für Rind und Speck bekannt ist. „Man bekam im Dorf kein Ei aus der Gegend“, erinnert sich der Landwirt. Heute sei das anders, teilweise lieferten die Höfe schon über die Region hinaus aus. Doch die Konkurrenz sei zu meistern. „Man muss verlässlich für seine Kunden da sein“, findet der 42-Jährige. „Und immer gute Qualität abliefern, ein festes Eidotter in der richtigen Farbe.“
Seine Prioritäten hat Messner klar gesetzt: Ein Biosiegel braucht er nicht, aber vier Quadratmeter Außenfläche pro Tier, gentechnikfreies Futter und eine Belüftung im Stall „bei der auch ich mehrere Nächte dort übernachten könnte“, das muss drin sein. „Regional ist für die Leute hier wichtiger als bio“, hat er beobachtet.
Eine Gruppe junger Erwachsener kommt aus dem benachbarten Bozen vorbei. Die Studierenden des Fachs „Umweltmanagement von Bergregionen“ schauen sich auf ihren Exkursionen viele Höfe an und haben dementsprechend auch etwas detailliertere Fragen parat, die Messner geduldig beantwortet: „Wie viel bekommen Sie für ein Ei?“ – „Je nachdem. Meist zwischen 25 und 30 Cent.“ – „Was ist ihr größter Kostenfaktor?“ – „Das Futter, ein Huhn isst pro Tag etwa 100 Gramm.“ – „Wie oft brauchen sie den Tierarzt?“ – „Bislang Gott sei Dank noch nie.“
Die Studierenden dürfen einen Blick in den Stall werfen. Und tatsächlich wirken die nach drinnen spazierten Tiere so zufrieden wie die draußen. Doch bei allem Tierwohl hat Messner das Geschäft im Auge. Je älter die Hühner werden, desto später am Tag würden sie ihr Ei legen. „Jeden Tag im Schnitt eine Minute und zehn Sekunden später“, berichtet Messner. Und mit dem Alter legten die Tiere auch insgesamt seltener. Nach einem Jahr, wenn sie nicht mehr so viele und nur noch „Gockele“ mit dünner Schale legen, verlassen alle Hennen seinen Hof. Die allermeisten werden schnell zu Hundefutter verarbeitet.
Zum Abschluss der Studierendentour führt Messner noch zu seinen jüngsten Hofbewohnern. Die Sau hat vor zwei Tagen geworfen. Unter einer Wärmelampe balgen sich 14 Ferkel um 15 Zitzen. Messner lächelt stolz: „Ich sitze diese Tage auch mal ein oder zwei Stunden hier und schaue einfach zu.“
woohoo! First! Schön geschrieben, freue mich auf meeeeeehr 🙂
Oh wie schön ist … Südtirol!
Schöne Aufnahmen, toller Text… weiter so.
danke euch beiden für den tollen Blog, die spannenden Texte, die wunderbaren Fotos, freu mich schon auf Weiteres 🙂
Tolle Fotos! Schöne Texte. Freue mich auf mehr.
Sind beeindruckt von eurem tapferen bus und den tollen bildern (ein paar alte Bekannte sind auch dabei: der julierpass und der reschensee, der damals zugefroren war, weiter bonne route für euch von petra + carsten
Sehr schön! 🙂
Sehr schön geschrieben und tolle Fotos! 🙂