Nur weil in Italien viele streunende Katzen herumlaufen heißt das nicht, dass alle Menschen sie wie Ratten behandeln. Bei Rovereto etwa gibt es eine Gruppe von zwölf Freiwilligen, die sich rein ehrenamtlich aufopferungsvoll für die Tiere einsetzen. Die Organisation nennt sich „le fusa“. Elf Frauen und ein Mann füttern die frei laufenden Tiere in großen Gruppen hoch in den Bergen. Rund 450 Tiere versorgen sie inzwischen. Kommen neue Katzen hinzu, werden sie eingefangen, untersucht, geimpft, kastriert, mit Chip versehen und wieder in die Berge gebracht. Für Katzen, die nicht mehr alleine klar kommen, wird ein zu Hause bei Menschen gesucht.
„Das ist nicht so leicht“, erzählt Erika. Die 16-Jährige ist die jüngste unter den Katzenfreiwilligen. „Das sind wilde Tiere aus den Bergen, die wollen oft nicht mit Menschen spielen oder gestreichelt werden.“ Da sei es nicht einfach, Menschen zu überzeugen, die teilweise alten und kranken Tiere mit nach Hause zu nehmen. Auch ausgesetzte Tiere landen bei „le fusa“.
Das Katzentierheim, in dem die zur Adoption frei gegebenen Katzen warten, ist eine Insel in einem Hundetierheim. Überall bellt und knurrt es. Wer zu den Katzen möchte, muss mit den Hunde-Verantwortlichen klären, dass gerade keine von ihren früheren Besitzern misshandelten Kampfhunde auf dem Gelände umherstreunen, dann erst können die Besucher ohne Gefahr in den Katzenstall gelangen.
Mit den Hunden arbeiten Ehrenamtler und städtische Angestellte gemeinsam, bei „le fusa“ nur Ehrenamtliche. Futter, Tierarzt und Co. bezahlen die Katzenliebhaber dadurch, dass sie auf Märkten in der Region Dinge mit Katzen darauf verkaufen: Glasuntersetzer, Kissen, selbst gemalte Bilder. Sogar einen Kalender hat „le fusa“, mit selbstgemacht Katzenfotos selbstverständlich.
Keine Bärenfotos
Bei den Worten „Bär“ und „freilaufend“, denkt man in Deutschland nur an Bruno, den zugewanderten erschossenen Problembär in Bayern. In Italien ist die Diskussion etwas vielschichtiger, denn schon seit vielen Jahren gibt es erfolgreiche Bärenwiederansiedlungsprojekte. In der Provinz Trient zum Beispiel.
2001 startete man mit neun Tieren. Die Bären fühlen sich pudelwohl. So wohl, dass es bereits 41 Würfe mit 83 Jungbären gab. Mit einem so großen Erfolg hatte kaum jemand gerechnet, sodass bereits früher als gedacht wieder über eine gezielte Regulierung des Bestandes durch Jagd nachgedacht wird.
Doch auch in Italien läuft nicht alles wie im Bären-Pony-Hof, auch hier liebt nicht jeder das mitunter Vieh reißende Tier. Zum Problembär wird der Braunbär, wenn er ohne die Behörden zu fragen die Provinz wechselt. Da besonders die männlichen Bären von Natur aus weit wandern, hätte man dieses Problem vorher sehen können. Nun sind es etwa die Südtiroler Bauern, die sich wenig begeistert zeigen. Erst recht, wenn die Diskussion zu möglichen Projekten in der eigenen Provinz abdriftet. Trotz staatlicher Ausgleichszahlungen, mit denen sich die Trienter Bauern gut angefreundet haben, wollen manche Südtiroler noch nicht so recht.
Für den naturliebenden Touristen ist es dennoch kein Kinderspiel, einen Braunbär vor die Linse zu bekommen. Ausharren auf dem abendlich schrecklich kalten bewaldeten Berg reicht der Erfahrung nach nicht aus. Auch wenn man sich in der Gegend nachts nie ganz sich ist: War das der Wind oder der Bär?
Skilift ohne Schnee
Für eine Snowboarderin wirken sie fehl am Platz: Skilifte im Frühling. Doch wo sollen sie auch hin? Da stehen sie verlassen und nutzlos. Nirgendwo ein Häufchen Weiß. Kaum zu glauben, dass es von diesem hohen Punkt bei Eis und Schnee nochmal 800 Meter weiter nach oben geht.
Die Piste ist abgeholzt, ungesund abgeschabt, und platt. „Bodenverdichtung“ nennt das die Expertin. Nicht mal die lang erhoffte doppelte Nutzung, im Winter für den Ski-Tourismus im Sommer als Weidefläche ist in der Praxis möglich. Schließlich wollen die Stammkunden jedes Jahr leicht veränderte Abfahrten vorfinden, damit es spannend bleibt. So kommen im Sommer die Bagger, und machen sich am Berg zu schaffen. Kein Wunder, dass mancher Bär weg von hier nach Südtirol auswandert.
Faschismus hoch zwei
Eine empfehlenswerte Ausstellung ist derzeit in der Stadt Trient zu sehen. In einem schmalen ehemaligen Autotunnel wird die Enge der Jahre „XXXV–45“, so der Name der Schau, auch bildlich dargestellt. Der Fokus ist ein lokaler: Tirol, Südtirol und Trient zwischen zwei Faschismen – dem deutschen und dem italienischen.
Der Blick auf die Geschichte ist für Menschen, die ihr Leben bislang größtenteils in Deutschland verbracht haben, etwas ungewohnt: Um etwa die grausame Propaganda zu verdeutliche, läuft in einer Ecke zumindest ausschnittsweise der faschistische Film „Jud Süß“ in Dauerschleife. In Deutschland darf der Streifen nicht einfach so gezeigt werden. Der Eingang zur Ausstellung durch riesige schwarz-weiß-rote Fahnen-Vorhänge in den dunklen Tunnel hinein wirkt eher verstörend. Doch interessante Texte, gut gemachte Audio-Stationen mit nachgesprochenen Briefen und originale Filmaufnahmen aus dem damaligen Bozen, alles auf italienisch und deutsch, bringen insgesamt gut die lokale Geschichte rüber. Der Weg im Tunnel ist lang und kalt, dementsprechend sollte der Besucher Zeit und eine Jacke mitbringen. Der Eintritt ist frei.
Schön 😀
Kamran liked your post.
Hi Laura, da bin ich zum ersten Mal auf deinem Blog – und was sehe ich? Ein Katzenthema 😉 Stark! Viele Grüße und noch eine gute Reise!
Bärenstark!
Hat Du sehr schön geschrieben. Ruft sicherlich auch einige Helfer auf
Plan