Kopftuch: Pflicht. Couchsurfing: verboten. Unverheiratet zu zweit im Campingbus schlafen: unvorstellbar. Nicht ganz ohne Angst haben wir die iranische Grenze überquert. Wir sind darauf gefasst, die Nächte in diesem Monat möglichst unauffällig in Hotelbetten zu verbringen – oder auch ab und zu heimlich bei Couchsurfern.
So fragen wir mit unseren schüchternen Vorstellungen an unserem zweiten Abend im Iran nach einem Restaurant. Augenblicklich haben sich zwölf Männer um das Auto geschart, die uns alle helfen wollen, auch wenn sie kein Wort Englisch sprechen. Ein großer Mann namens Farzin (alle Namen geändert) schält sich aus der Masse und bringt uns in das Restaurant eines Freundes. Vergeblich versuchen wir, das Essen zu bezahlen. Stattdessen streiten sich Farzin und die Restaurant-Besitzer-Familie darum, bei wem wir schlafen werden. Die Diskussion endet im Kompromiss: Farzin übernachtet mit uns bei der Familie.
Am nächsten Tag zeigt uns Farzin die Sehenswürdigkeiten und die Musik seiner Region. Ein Freund spielt uns die Lieder auf einem traditionellen Saiteninstrument vor und singt dazu. Allerdings unter Vorsichtsmaßnahmen: Die Behörden mögen Musik nicht. Zum Abschied schenkt uns der Musiker einen Kaktus, denn er züchtet Pflanzen. Im Supermarkt wollen wir nur kurz ein paar Sachen holen. Doch die Verkäufer schenken uns Limonade und wollen ein Selfi: Die Ausländer haben bei mir eingekauft.
Bevor wir es können, hat Farzin unsere weitere Reise geplant: Er habe Freunde in der nächsten größeren Stadt. Bei ihnen könnten wir übernachten. Also ziehen wir direkt weiter zu unseren nächsten Gastgebern. Hatten wir gerade noch Familienleben im Dorf gesehen, geht es nun weiter mit jungen Akademikerpaaren in der Stadt. Intelligente Gespräche, eine interessante Stadttour und natürlich gutes Essen erwartet uns. Die Wohnungen sind schick und sauber – viel gold, weiß und Glitzer. Auf Nachfrage können wir einiges klären, um uns auf den Iran vorzubereiten. Schnell stellt sich heraus: Im Bus schlafen sollte kein Problem sein. Und keiner wird uns fragen, ob wir verheiratet sind. Davon geht sowieso jeder aus. Zudem bekommen wir eine Einführung in iranische Kleidungsgesetze und -normen samt dringend nötiger Einkaufstour. Am Ende schenkt uns unsere junge Gastgeberin, sie und ihr Mann sind Anfang 20, ein Gastgeschenk. Ja, ganz recht, im Iran macht schon mal die Gastgeberin das Gastgeschenk.
Mit dem sicheren Gefühl, neue Freunde gefunden zu haben und natürlich einer Adresse in Teheran machen wir uns auf in die Hauptstadt. Auf dem Weg freuen sich selbst die Mautkassierer und wollen wissen, wo wir herkommen. Einer winkt uns einfach durch. Ausländern will er nicht abkassieren. „Welcome to the freeway“, ruft ein Bauarbeiter am Straßenrand und lacht. Im Nachhinein scheint es wie eine Vorausschau, wird uns doch jeder Parkbesucher und Mini-Markt-Verkäufer in den nächsten Monaten mit „Welcome to Iran“ begrüßen.
Arman empfängt uns um ein Uhr nachts in Teheran. Er hat uns einen sicheren Parkplatz besorgt und führt uns dann in seine kleine, gemütlichen Innenstadt-Wohnung. Sie sieht aus, wie sie bei jedem allein lebenden Programmierer in einer deutschen Stadt auch aussehen könnte. Als erstes bekommen wir Kaffee und das Wifi-Passwort. Auf dem Kühlschrank stehen in gekritzelter Schrift ein paar deutsche Sätze wie: „Wo ist das?“. Arman erklärt: „Das hat meine Freundin da hin geschrieben. Wir wollen nach Deutschland ziehen und lernen die Sprache.“ Auf unserer Tour durch die Stadt am nächsten Tag dürfen wir nichts bezahlen, wie sehr wir es auch versuchen: weder die Falafel zum Mittagsessen, noch den Museumseintritt. „Das ist normal“, erklärt Arman. „Ihr seid bei mir zu Gast.“
Auf Reisen kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Wir haben die Rechnung ohne die Iraner gemacht. Hier habe ich nur die ersten Tage unseres Iran-Aufenthaltes beschrieben. Doch so geht es weiter. Aus einem Monat werden fast vier. Wir schlafen bei lieben Menschen zu Hause, am Strand unter den Sternen oder im Bus mitten in der Stadt. Ja, manchmal auch in Hotels. Aber eigentlich nur, weil man von so viel Gastfreundschaft auch mal überfordert sein darf. Die Menschen im Iran nehmen uns auf wie verlorene Kinder, die nach langer Reise endlich nach Hause kommen. Und was verlorene Kinder brauchen, ist zunächst immer ein Glas warmer Tee. Dann werden sie gefüttert und ausgefragt. Nachts brauchen sie warme Decken und außerdem müssen sie unbedingt so bald wie möglich wieder kommen. Das ist der Iran.
Ja, der Iran ist auch ein unerträglich repressiver Staat, der immer die Kontrolle behalten will. Das haben wir nicht in diesen ersten Tagen, aber schon bald danach feststellen müssen. Der Iran ist überhebliche Polizeikontrollen, eine wohl organisiertes Märtyererglorifizierung und vor allem eine immer laufende Antisemitismus-Brainwashing-Maschine. Und dieses Kopftuch – das nervt einfach. Das und vieles mehr in diesem Land sollte niemals relativiert werden. Auch, weil es die Iraner selbst sind, die am meisten unter all dem leiden. Und das haben sie nicht verdient. Denn egal wo wir hinreisen: Im grünen Norden, im verwüsteten Osten, im Süden am Meer oder den Städten im Westen – auf die Gastfreundschaft der Menschen ist Verlass.
Die Bilder und der Bericht sind klasse. So viele gastfreundliche Menschen. Und natürlich DER TEDDY!!
@Rouven: *like*
Schöner Bericht. Hoffe auf mehr vom Iran 🙂
Interessanter Bericht und klasse Bilder!
Toller Bericht aus dem Iran. Sehr schöne Bilder.
Die Gastfreundschaft ist herzerwärmend,
die Repressionen zum Frösteln.
Ich habe deine seite von einem befreundeten iraner geschickt bekommen. Ich – blond heute – finde keine email adresse. Ich würde mich freuen, wenn du dich meldest. Meine mail ist hans.gehr@web.de (fake)
Ich glaube, ihr ward sehr glücklich dort im Iran! Was zählt sind die Menschen!
Schöne Bilder, danke!
Hoffentlich geht die gegenwärtige Wahl “gut” aus dort!
Ich sags mit Kamran: Freu mich auf mehr… 🙂
Liebe Grüße nach Kasachstan
Mama und Michaela
Die Reise
Die Reise
geht weiter
als gedacht.
heute endlich nachgelesen;
und dann der Satz “die Behörden mögen Musik nicht”, solche Unterdrückung ist doch Vorhölle, das tut soo weh; wie halten die Menschen das aus, sie scheinen trotzdem fröhlich auf den Fotos.
hoffentlich ändert sich da was zum Guten!!
Die extrem vielen jungen Menschen im Iran hättens vedient!
euch beiden eine gute Zeit noch in Kasachstan, bald gehts über die Grenze?
Und danke nochmal für den interessanten Bericht!
zwei Fragen noch:
wer oder was ist Dobro?
und lebt der Kaktus noch? 🙂
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Sehr Geehrter ,
Ich möchte mich zum ersten Mal vorstellen, ist mein Name Rechtsanwalt Sergio Dumas, und ich möchte wissen, Ob Sie den Brief erhalten, den ich Ihnen vorher schickte.
Ich habe irgendeine wichtige Mitteilung für Sie und ich mag sie mit Ihnen in meiner folgenden E-Mail besprechen, sobald ich Ihre Antwort empfange.
Treten Sie mit mir bitte in Verbindung, wenn Sie für weitere Erklärungen interessiert sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Herr Sergio Dumas