Dota Kehr, auch bekannt als die Kleingeldprinzessin, mag in ihrem klugen Lied „Es gibt nichts im Tausch“ singen, doch ein Paar in den montenegrinischen Bergen hat uns da eines Besseren belehrt.
Alles, was man hat, kann getauscht werden. Unverhohlen fragen die beiden mit Händen und Füßen – eine andere gemeinsame Sprache sprechen wir nicht – nach nahezu all unseren Sachen. Butter gegen Käse? Tee gegen Bier? Hose gegen Schlafplatz? Alles ist handelbar.
Die Frau und der Mann sind sehr freundlich, doch wir müssen aufpassen: Nein wir haben nur zwei Buttermesser dabei, wir können nicht eines hergeben. Wie sollen wir zu zweit frühstücken? Nein, die Schuhe brauchen wir alle. Nein, unsere Töpfe stehen nicht zur Vergabe. Unangenehm auch, dass uns die beiden erst mit montenegrinischem Kaffee und selbstgemachtem Essen verwöhnen, bevor sie nach Gegenleistung fragen. Aber wir können uns einigen und klarmachen, dass wir knapp kalkuliert haben, was die mitgenommenen Gegenstände im kleinen Bus angeht. Am Ende sind alle zufrieden. Außer vielleicht die Frau, die trotz der Löcher gerne noch Lauras Kleid gehabt hätte. Sie schmollt ein bisschen. Doch als wir am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück bei der Gartenarbeit helfen, bessert sich die Laune wieder.
Und noch etwas anderes hatte der Besuch zu bieten: Das Paar lebt in einem alten Ćiro-Eisenbahn-Waggon sowie einem ehemaligen Ćiro-Bahnhof. Zu ihrem Bauernhof kommt man nur durch einen stillgelegten Ćiro-Tunnel. Die ehemalige Dampflokstrecke Ćiro ist uns durch unseren Besuch in Kroatien nur zu gut bekannt. Toll zu sehen, wie die Schmalspurwaggons von innen aussehen, auch wenn jetzt ein Bett, ein Fernseher und mehrere Tito-Bilder darin platziert wurden.
Der Rest des montenegrinischen Berglandes hatte seine landschaftlichen Tiefs, aber noch mehr Hochs.